Filme 2014 

 
04.01.14
Lunchkino

Alexander Payne
Nebraska

"Der Weg ist hier definitiv nicht das Ziel, denn am Ende wartet ein Lottogewinn in Millionenhöhe. Das denkt zumindest der grantige Woody Grant, der sich getäuscht durch einen betrügerischen Werbeprospekt, das vermeintlich grosse Geld persönlich in Lincoln, Nebraska, abholen möchte…. Schliesslich erklärt sich sein gutmütiger Sohn David dazu bereit, die Fahrt mit seinem Vater anzutreten - auch wenn die beiden schon lange nicht mehr viel miteinander zu tun haben. Bei einem ungeplanten Zwischenstopp in Woodys Geburtsstadt Hawthorne treffen sie auf ihre Verwandtschaft, alte Freunde und auch viele Neider, die sich vor allem für den neu gewonnenen Reichtum des seltenen Gastes interessieren. Der Vater-Sohn-Trip wird so nicht nur zu einer Reise in Woodys Vergangenheit, sondern vielmehr zur Suche nach Respekt und Anerkennung und vor allem nach etwas, wofür es sich lohnt weiterzuleben." [cinema.ch]
Ein wunderschön erzählte schwarz-weiss-Geschichte aus dem amerikanischen Hinterland.


11.01.14
Kino Orient
Hirokazu Kore-eda
Like father, like son
"Eine junge Familie lebt mit ihrem sechsjährigen Sohn und bekommt aus heiterem Himmel mitgeteilt, dass das Kind, das sie da aufgezogen haben und über alles lieben, nicht ihr eigenes ist, weil es nach der Geburt zu einer Vertauschung von zwei Bébés gekommen war. Ihr und der zweiten betroffenen Familie wird geraten, das vermeintlich «eigene» Kind mit dem «leiblichen» zu tauschen. Werden sie das tun? Können sie das tun? Was verbindet Kinder und Eltern, wenn die Frage der Blutsverwandtschaft mal weggelassen wird? Es gibt wenige Regisseure, die im Kino so einfühlsam und authentisch mit Kindern arbeiten können und uns immer wieder mit Filmen überraschen, die das Kindsein heute aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. In LIKE FATHER, LIKE SON tut Hirokazu Kore-eda dies aus der Perspektive des Vaters, der sich aufgrund der Fakten auch damit zu befassen beginnt, was es denn überhaupt heisst, Vater zu sein oder ein Elternpaar."
[kinoorient.ch]
08.02.14
Kino
Odeon

Stephen Frears
Philomena
"Judi Dench (James Bond…) spielt die fast 70-jährige Philomena Lee, die sich zusammen mit dem Journalisten Martin Sixsmith auf die Suche nach ihrem lang verlorenen Sohn begibt. Der Film erzählt eine wahre Geschichte basierend auf dem Buch The Lost Child of Philomena Lee von Martin Sixsmith. Er wurde von BBC Films in Zusammenarbeit mit Pathé produziert und hat seit seiner Weltpremiere im August 2013 elf Auszeichnungen und sieben Nominierungen erhalten." [wikipedia]

Hervorragend inszenierter Film, der unter die Haut geht. Die Figur Philomena besticht durch den fehlenden Groll und durch Gabe, verzeihen zu können. Auch wenn die Ordensschwester absolut kein Einsehen zeigt.

 
20.02.14
Kino Sterk
 
Sabine Boss
Der Goalie bin ig

"Regiefrau Sabine Boss und Ko-Autorin Jasmine Hoch haben eine intelligente, dramaturgische Film-Architektur entworfen, die dem Esprit der Romanvorlage erstaunlich gerecht wird. Vorwiegend in Langenthal gedreht (wo Lenz biographische Wurzeln hat), wird mit zünftigem Lokalkolorit garniert berichtet, wie Goalie auf Bekannte und Freunde trifft und dabei feststellen muss, dass ihn seit Jahre exakt die wenigen übers Ohr hauen, denen er vertraut hat. Das tut verdammt weh.
Dass sich Goalie zudem in die Kellnerin Regula (Sonja Riesen, feinsinnig) verknallt, entspannt die Lage nicht wirklich; die herbe Schönheit wirkt in Liebesdingen eher unentschlossen - vorsichtig gesagt. Doch Goalie hat Nehmerqualitäten, kassiert einen Tiefschlag nach dem andern, geht aber nicht auf die Bretter. Er reisst sich am Riemen und findet, eine wunderbare Idee, ausgerechnet im misstrauischen Ortspolizisten Gross (Andreas Matti, toll) einen Seelenverwandten."
[Michael Lang]
Was für ein Schweizer Film, Super!

21.03.14
Kino
Movie 1
Erwin Wagenhofer
alphabet - Angst oder Liebe

"...Denn neuerdings weht an den Schulen ein rauer Wind. „Leistung“ als Fetisch der Wettbewerbsgesellschaft ist weltweit zum unerbittlichen Mass aller Dinge geworden. Doch die einseitige Ausrichtung auf technokratische Lernziele und auf die fehlerfreie Wiedergabe isolierter Wissensinhalte lässt genau jene spielerische Kreativität verkümmern, die uns helfen könnte, ohne Angst vor dem Scheitern nach neuen Lösungen zu suchen.
Erwin Wagenhofer begreift das Thema „Bildung“ sehr viel umfassender und radikaler, als dies üblicherweise geschieht. Fast alle Bildungsdiskussionen sind darauf verkürzt, in einem von Konkurrenzdenken geprägten Umfeld jene Schulform zu propagieren, in der die Schüler die beste Performance erbringen. Wagenhofer hingegen begibt sich auf die Suche nach den Denkstrukturen, die dahinter stecken. Was wir lernen, prägt unseren Wissensvorrat, aber wie wir lernen, prägt unser Denken."
[www.alphabet-film.com]
Das Zeigen von extremen Lernsituationen (von China bis gar keine Schule), Kaderschulen vis à vis eines von Existenzängsten geplagten Ex-Boxers ermöglicht eine eigene Positionierung. Gut so!

27.03.14
Kino Odeon
Anna Thommen
NEULAND

"Sie sind weit gereist – per Flugzeug, Zug, Bus oder Boot. Jetzt finden sie sich in der Integrationsklasse von Lehrer Christian Zingg in Basel wieder, wo Jugendliche aus aller Welt innerhalb von zwei Jahren Sprache und Kultur unseres Landes kennenlernen. Unter ihnen der 19-jährige Ehsanullah aus Afghanistan, der das Meer in einem Schlauchboot und die Berge zu Fuss überquert hat. Oder die albanischen Geschwister Nazlije und Ismail, die ihre Heimat aus familiären Gründen verlassen haben und nun bei Verwandten wohnen. Wie die drei hoffen alle in Christian Zinggs Klasse, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und in der Schweiz ihre Träume leben zu können. Der Lehrer macht sich und ihnen keine Illusionen darüber, dass es schwierig ist, in einem fremden Land einen beruflichen Einstieg zu finden. Gleichwohl wird Herr Zingg nicht müde, den Glauben seiner Schülerinnen und Schüler an sich selbst und an eine bessere Zukunft zu stärken…
Anna Thommens an zahlreichen Festivals ausgezeichneter Dokumentarfilm öffnet den Blick in eine Welt, die man so kaum kennt. Gekonnt verwebt die Regisseurin verschiedene, einfühlsam beobachtete Geschichten. «Neuland» ist engagiert, bringt einem die porträtierten Menschen näher und entkräftet Vorurteile – ein fesselnder, sensibler und eindringlicher Film"
[www.movies.ch]
... und das ist kein bisschen übertrieben. Hervorragend!


29.03.14
Kino Orient
Carlos Lechuga
Melaza

"Aldo und Monica sind ein Liebespaar, das auf der Karibikinsel Kuba lebt und mit dem, was es an spärlichem Einkommen erhält, durchkommen muss. In Kuba gab es vor mehr als 50 Jahren eine Revolution, die vieles bewegt hat, auch viele Gemüter. Irgendwann hat sich die Revolution, die definitionsgemäss eine Bewegung ist, verlangsamt, und heute bewegt sich an vielen Orten auf der wunderbaren Insel nichts mehr. Alles wirkt wie eine eingefrorene Bewegung. Von diesem Stillstand erzählt uns Carlos Lechuga in seinem ersten Spielfilm mit ausgeprägtem Sinn für die Fotografie und Gespür für die Rhythmen. Auffallend ist schon die Tatsache, dass er seine Geschichte fernab von Havanna ansiedelt, der Hauptstadt mit ihrem noch immer unübertroffenen Charme des Zerfalls, den wir auch aus unzähligen Filmen kennen."
[www.trigon-film.org]
Trotz allgegenwärtigem Zerfall, engen Wohnverhältnissen, fehlendem Geld und Waren strahlt der Film Wärme, Liebe und Zuversicht aus. Sehr gut!
Vor dem Schwimmunterricht: (Erstes Bild) Schwimmübungen auf Stühlen im leeren Schwimmbecken

25.04.14
Lunchkino
Christophe Gans
La belle et la bête

Man kann sich nicht beschweren über diesen Film. Er ist romantisch, unglaublich kitschig, kurzum einfach wunderbar. Gleichwohl reisst er nicht hinein in seine Märchenwelt. Mal romantisches Spektakel, oft fantastischer Film, gelegentlich Videospiel setzt Gans mit seiner prächtig ausgestatteten Interpretation zu sehr aufs Optische und vergisst das Wunder eines Märchens zu erzählen."
[www.cinema.ch]
Impostant sind zuweilen die Animationen, oft aber auch gar durchsichtig computerlig. Unterhaltung, mehr nicht.
1.5.14
Lunchkino
Rebecca Zlotowski
Grand Central
Gary findet nach einer Reihe Gelegenheitsjobs im unteren Rhonetal eine Anstellung in einem Kernkraftwerk. Trotz der Risiken findet er Gefallen an seiner Arbeit. Endlich hat er ein Einkommen, eine Heimat und mit dem Team eine Art Familienersatz. Und er lernt die schöne Karole kennen, die Frau seines Kumpels Toni. Wie eine gefährliche Strahlendosis macht sich die verbotene Liebe in Gary breit. Im Schatten der Reaktortürme entsteht ein knisterndes Liebesdreieck."
[www.lunchkino.ch]
Leider ist das knisternde Liebesdreieck nur (schlecht) gespielt und Léa Seydoux lässt einen seltsam kalt, ähnlich wie schon in "la belle bête".


23.05.14
Kino Orient
Licino Acevedo, Mosambik
Virgem Margarida

".....Die Revolution hat das Land befreit, ein neuer politischer Wind weht, neue Ideale werden verkündet. Licínio Azevedos Geschichte ist eine satirische Betrachtung des Wandels. In den Strassen von Maputo werden Prostituierte eingesammelt und in ein Erziehungslager draussen aufs Land gebracht. Die Revolution will aus ihnen die neuen Frauen schaffen. Betroffen ist auch Margarida, ein 16-jähriges Mädchen vom Dorf, das versehentlich mitgenommen wurde und unter den Prostituierten landete. Es ist seine Geschichte, die wir erfahren und die Geschichte einer Gruppe von Frauen, die allmählich begreifen, dass die Revolution tatsächlich ihre Freiheit bedeutet, aber eine andere, als sie sich vorgestellt hatten. Sie müssen sie sich erst noch erkämpfen, und das gegen jene, die neue Ideen umsetzen wollen, aber irgendwie noch nicht begriffen haben, dass sie diese auch auf sich selber anwenden könnten." [orientkino.ch]
Satirisch? Na, ich weiss nicht so recht.

14.06.14
Arte TV

Mike Leigh
Secrets & Lies

Lügen und Geheimnisse  ist ein
Spielfilm des britischen Regisseurs Mike Leigh aus dem Jahr 1996. Leigh, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeigte, erzählt in dem Drama die Geschichte einer jungen farbigen Frau aus der Mittelschicht (gespielt von Marianne Jean-Baptiste) die ihre leibliche Mutter (Brenda Blethyn) sucht. Diese ist eine Weisse aus ärmlichen sozialen Verhältnissen, der die Existenz einer farbigen Tochter gar nicht bekannt war. Ihr überraschendes Auftauchen führt dazu, dass weitere Lügen und Geheimnissen in der Familie der Mutter zu Tage gefördert werden. Leighs Film wurde mit einer Reihe von Filmpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Palme der Filmfestspiele von Cannes, dem Golden Globe Award sowie dem britischen BAFTA Award.

Hervorragend Cynthia (Brenda Blethyn),  ihr Bruder Maurice (Thimoty Spall) und Hortense (Marianne Jean-Baptiste). Sehr gut erzählte Geschichte, hervorragende Regie. Ganz grosses Kino!

 

8.07.14
Kino Sterk

Richard Linklater
Boyhood

"Mason (Ellar Coltrane) ist ein ganz normaler amerikanischer Junge und lebt mit seiner Mutter (Patricia Arquette) und seiner größeren Schwester(Lorelei Linklater) in Austin, Texas. Seine Mutter tut zwar alles, damit es der Familie gut geht, doch gerät sie immer an die falschen Männer. Sein Vater (Ethan Hawke) hingegen lebt einfach in den Tag hinein und träumt von einer Karriere als Musiker. Über die Jahre kommt es zu großen und kleinen Dramen und Mason wächst mit diesen vom kleinen Jungen zum Mann heran....  
....Und es ist wirklich faszinierend, wie man den Hauptdarstellern beim Älterwerden zusieht. Die Dreharbeiten fanden ungefähr einmal im Jahr statt, dann wurde knapp eine Woche gedreht, geschnitten und so wuchs der Film über die Jahre. Doch trotz der langen Zeitspanne wirkt Boyhood nicht gestückelt, sondern kommt flüssig und ohne irgendwelche Brüche daher. Auf Zwischentitel oder Jahreszahlen wird dabei verzichtet, die Szenen gehen ganz selbstverständlich ineinander über.[cinema.ch]

Hervorragend, super!


21.07.14
Kino Sterk

Valeria Golino
Miele

"Unter dem Pseudonym «Miele» begleitet Irene (Jasmine Trinca) unheilbar kranke Menschen und ihre Angehörigen bei der Sterbehilfe. Sterbehilfe ist in Italien verboten. Irene führt daher ein Doppelleben. Ihre Familie und Freunde glauben, sie studiere, nicht mal ihr Freund weiss, wie Irene ihr Geld verdient. Als Monsieur Grimaldi (Carlo Cecchi) ein zwar gesunder, aber lebensmüder älterer Herr ihre Dienste anfordert, gerät Irene ins Wanken. Verzweifelt versucht Irene Grimaldi von seinem Vorhaben abzuhalten. Darin lernt sie den geistreichen und charmanten älteren Herrn näher kennen und stösst dabei an die Grenzen ihres sorgsam zusammengestellten und mit guten Absichten untermauerten Rechtfertigungs-Gerüsts.

Valeria Golino, die in den 90er Jahren vor allem als eine der erfolgreichsten europäischen Frauen im amerikanischen Kino bekannt war, ist mit Miele ihr ein eindrückliches Regiedebut gelungen, das 2013 in Cannes hoch gelobt wurde."[www.cinema.ch]

Beeindruckend auch die Kameraführung, Sound und das Erzählen zwischen den Zeilen. Vieles wird im Kopf ergänzt. Hervorragender Film! Absolut empfehlenswert.


20.08.14
Kino Sterk
John Turturro
Fading Gigolo

"Der in Brooklyn lebende Fioravante (John Turturro) führt ein unauffälliges Leben, zu dessen Highlights die Treffen mit seinem alten Freund Murray (Woody Allen) gehören. Aber der ist in Geldnöten und hat keine Wahl mehr, als seinen Buchladen zu schließen. Doch bevor es dazu kommt, ergibt sich eine Möglichkeit, doch noch Geld aufzutreiben, denn seine Ärztin sucht nach einem Partner für einen flotten Dreier. Murray denkt an Fioravante, der schließlich einwilligt – und zu Virgil wird, einem Gigolo. Gerade in dem Moment lernt er aber eine Frau kennen, an der ihm wirklich etwas liegt …
Wirklich überzeugen kann Fading Gigolo nur, wenn Woody Allen in den Mittelpunkt rückt. Seine Figur ist so fahrig, so nervös, so geschwätzig, wie man das von ihm erwartet. Da sie zugleich so viel lebendiger als alle anderen in diesem Film ist, darf man wohl davon ausgehen, dass Allen stark improvisiert hat. Und hier zeigt sich dann eben auch der Unterschied zwischen einem Genie wie Woody Allen und einem guten Schauspieler wie John Turturro."
[www.cineman.ch]
Sehr gut: Woody Allen!

29.08.14
Kino Orient
Mathieu Amalric
La chambre bleue

"Mathieu Amalric adaptiert einen Roman des Krimi-Klassikers Georges Simenon, interessiert sich aber vor allem für das nicht miteinander, sondern anderweitig verheiratete Liebespaar, gespielt von ihm selbst und seiner Frau, das sich in der titelgebenden Lokation dem nicht unfallfreien Liebesspiel widmet, ohne viel von seinen Gefühlen zu offenbaren. Mit einem Mosaik aus Rückblenden auf die Beziehungszeit und Verhörszenen der Gegenwart wird ein Netz aus Doppeldeutigkeiten gewoben, dessen Spannung fast bis zum Schluss hält."
[www.cineman.ch]
 

Leider überzeugen die einzelnen Figuren nicht: Zu vage, zu undurchsichtig, zu wenig gut gezeichnet. Auch der Wechsel der Zeitebenen ist manchmal bemühend. Gut finde ich den Schluss: Wer war jetzt wirklich am Morden? Für Gesprächsstoff war gesorgt!


13.09.14
Kino Sterk
Ralph Huettner
Der Koch nach Martin Suter

"Der 24-jährige, tamilische Asylbewerber Maravan arbeitet weit unter seinem tatsächlichen Niveau als Abwascher in einem Zürcher Sternelokal. Er ist ein leidenschaftlich begnadeter Koch, den seine Grossmutter in Sri Lanka in die Geheimnisse der ajurvedischen Küche eingeweiht hatte."...
"Trotz teilweise abenteuerlicher Konstellation der Handlung, wirken Machart und Inhalt des Films niemals konstruiert, sondern sympathisch! Auch spricht das mit tamilischen Protagonisten aus dem familiären und freundschaftlichen Umfeld der Hauptfigur angereicherte Spannungsfeld den Migrationshintergrund und die kulturelle Schnittstelle, insbesondere zur schweizerischen Lebens-, Koch- und Liebesweise an. Zudem wirken die von Maravan zubereiteten Genusshäppchen zwar verspielt wie sogenannte "Barbie"-Küche, aber trotzdem rundum die Sinne anregend."
[www.cinema.ch]
 

Gute Verfilmung - sehr guter Koch (Hamza Jeetooa)


22.10.14
Piccadilly, Zürich
Stefan Haupt
Der Kreis

"Zürich, Mitte der 50er-Jahre: Der junge, schüchterne Lehrer Ernst Ostertag wird Mitglied der Schweizer Schwulenorganisation DER KREIS. Er lernt dort den Travestie-Star Röbi Rapp kennen – und verliebt sich unsterblich in ihn.
Röbi und Ernst erleben die Blütezeit und Zerschlagung der Organisation, die europaweit als Wegbereiter der schwulen Emanzipation gilt. Ernst muss sich dabei zwischen seiner bürgerlichen Existenz und dem Bekenntnis zur Homosexualität entscheiden, für Röbi geht es um die erste seriöse Liebesbeziehung. Jene Liebesbeziehung, die ein ganzes Leben lang halten wird.
Der Film blickt von der Gegenwart zurück in jene Vergangenheit, in der die „Mutter“ der europäischen Homosexuellenorganisationen ihre Blütezeit erlebt und dann langsam niedergeht. Während die Repressionen gegenüber Schwulen in Zürich immer massiver werden, kämpfen zwei junge, sehr unterschiedliche Männer um ihre Liebe und – zusammen mit ihren Freunden – um die Rechte der Schwulen."
[http://www.derkreis-film.ch/]



Berührender, sehr autentischer Film. Repressionen in Zürich Ende der 60er-Jahre; 68er Unruhen standen vor der Tür....


 
15.11.14
Kino Sterk
Fredi M. Murer
Liebe und Zufall

Mit 76 Jahren ist Elise (Sibylle Brunner) in einem Alter, in dem sie eigentlich niemandem mehr etwas beweisen muss. Dennoch frönt die rüstige Seniorin, die mit ihrem 79-jährigen Mann Paul (Werner Rehm) in einer Villa am Zürichberg lebt, fleissig ihrem Hobby: dem Schreiben. Gelegentlich zeigt sie Paul ein neues Manuskript, doch dieser interessiert sich mehr für seinen alten Maserati als für die literarischen Werke seiner Gattin. Und er lässt sich auch nicht von seinem Hobby abbringen, als ihm der Arzt wegen der zunehmenden Sehschwäche das Fahren verbietet.
Umsorgt von der langjährigen Haushälterin Angela (Silvana Gargiulo), lebt das betagte Paar friedlich aneinander vorbei. Doch eines Tages wird Angela vom Regisseur Enrique (Ueli Bichsel) angesprochen, der sie für ein Theaterprojekt engagieren will. Die temperamentvolle Italienerin sieht darin ihre Chance, endlich ihren Traum zu verwirklichen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Mit diesem Engagement setzt sie eine Reihe von schicksalhaften Begegnungen in Gang, die dazu führen, dass sich Elise und Paul mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen müssen.[outnow.ch]



Im Gegensatz zu gelesenen Kritiken finde ich den Film weder bieder noch schlecht gespielt/inszeniert: Ein wohlfühl-Film mit einigen schrägen Einfällen!
18.11.14
Lunchkino
Lone Scherfig
The Riot Club

Als Oxford-Neuzugang Miles sich in die charmante Kommilitonin Lauren verliebt und sogar in den "Riot Club", eine exklusive zehnköpfige Geheimverbindung, aufgenommen wird, scheint sein Glück vollkommen. Doch beim rituellen Clubdinner, das dieses Jahr in einem kleinen Landgasthof abgehalten wird, zeigen die Studenten, die dank Reichtum oder aristokratischem Status zur Elite des Landes zählen, ihr menschenverachtendes Gesicht. Bei steigendem Alkoholpegel fallen alle Barrieren, eskaliert der Abend in Zerstörung und Gewalt.
Emotional intensives, bissiges Drama nach einem Bühnenstück über eine elitäre Studentenverbindung in Oxford, die ihre vermeintliche Überlegenheit in einem Dinner ohne Grenzen zelebriert.
[www.kino.de]

Schwere Kost mit (zu) brutalem Realismus; teilweise kaum zu ertragen. Zwiespältig
 


02.12.14
Arte-TV
Alain Gsponer
Akte Grüninger

August 1938: Die Schweiz schliesst ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge. Doch weiterhin gelangen Hunderte von Menschen ohne gültiges Visum über die Grenze. Zur Überprüfung der illegalen Grenzübertritte wird vom Chef der eidgenössischen Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund (Robert Hunger-Bühler), eine Untersuchung eingeleitet. Polizeiinspektor Robert Frei (Max Simonischek), ein junger, ehrgeiziger und obrigkeitsgläubiger Beamter, wird in den Kanton St. Gallen beordert. Dort kommt er einem Hilfssystem auf die Schliche, das von breiten Teilen der Bevölkerung getragen und vom St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger (Stefan Kurt) ermöglicht wird.
Im Laufe der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass Grüninger Flüchtlinge ohne gültige Visa hereinlässt, auch Dokumente fälscht und Flüchtlinge illegal über die Grenze bringt. Grüninger gesteht Frei zwar seine Taten, doch dass er damit gegen das Gesetz und somit gegen die Staatssicherheit handle, will er partout nicht einsehen. Er tue dies aus reiner Menschlichkeit und könne nicht anders. Frei ist irritiert. Grüningers Uneinsichtigkeit und der Anblick der hilfesuchenden Flüchtlinge lassen bei ihm Zweifel an der Richtigkeit seines Auftrags aufkommen.

Versuchte Aufarbeitung des Schicksals von Paul Grüninger resp. der Schweizerischen Flüchtlingspolitik während des 2. Weltkrieges. Etwas schafft der Film: Er macht es uns nicht zu einfach, sich auf die Seite der Guten zu schlagen. Handeln und Perspektiven von damals lassen sich nicht mit dem Wissen von heute beurteilen. Gut!



 
03.12.14
Lunchkino
Woody Allen
Magic in the moonlight

"Da ist zwar Witzpotential vorhanden, werden ein paar kluge Pointen serviert, und Colin Firth ist ein ganz famoser Hauptakteur: Mal mimt er den arroganten Zauberkönig, dann wieder den älteren Galan, dem eine forsche Maid den Kopf verdreht.
Im Ganzen jedoch mangelt es dem Werk an dramaturgischem Esprit und den Charakteren an Tiefe. Also genau an dem, was Allens Qualitäten ausmacht. Und weil die Handlung flach und absehbar ist, bleibt nur Mittelmass. Immerhin, liebe Allen-Aficionados: Mit Blue Jasmine hat Woody unlängst bewiesen, dass er immer noch könnte.
Schade, die Handlung ist eigentlich gut, leider ist der Film nicht ausgereift. Der Schluss sogar bemühend: Alternder Macho erobert mit seiner leicht angestaubten Männlichkeit junges Mädchen."
[cinema.ch]
Kostüme, Schauspielende, Bilder, 20er-Jahre, Autos, Musik super!


06.12.14
Kino Orient

Nuri Bilge Ceylan
Winter sleep

"In den Bergen Kappadokiens betreibt der ehemalige Schauspieler Aydin ein romantisches Höhlen-Hotel. Er lebt hier mit seiner jungen Frau Nihal und der frisch geschiedenen Schwester Necla, verwaltet die geerbten Güter der Familie und will ein Buch schreiben. Vor den Fenstern bedeckt allmählich der Schnee die irre Landschaft, und drinnen brechen die beiden Frauen ihr Schweigen. Nuri Bilge Ceylan seziert die Selbstgefälligkeit eines Mannes vor unseren Augen so bravourös, dass die 196 Filmminuten zu einem packenden Schaustück geraten, dessen Sog man sich kaum entziehen kann. Der mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Film ist schauspielerisch und visuell ein Kinoerlebnis von grosser Intensität."
[Walter Ruggle]
Ganz grosses Kino!


26.12.14
Kino Sterk
Olivier Assayas
Sils Maria

"...Auf Melchiors Anwesen bereitet sich Maria mit der Hilfe ihrer Assistentin Valentine (Kristen Stewart) auf das Projekt vor. Die beiden unterhalten über das berufliche hinaus ein überaus freundschaftliches Verhältnis. Das Skript, in dem die junge, betörende Sigrid auf die reife, verletzliche Helena trifft, bildet jedoch irritierend getreu ihre beiden Charaktere*) ab, die letztendlich voller Unterschiede sind.
Sils Maria könnte selbst ein Theaterstück sein: Äusserst dialoglastig, entwickelt es sich nach einer etwas lang-gezogenen Einleitung zu einem Kammerspiel zwischen Juliette Binoche und Kristen Stewart. Olivier Assayas darf man für die Wahl der beiden nur schon deshalb gratulieren, weil die nun 50-jährige europäische Aktrice und die junge Blockbuster-Schauspielerin tatsächlich auch in der Realität offensichtlich Gegensätze darstellen. Bemerkenswert sind die Leistungen beider: Binoche und Stewart schaukeln sich hier gegenseitig hoch, wobei Stewart der Französin stets auf Augenhöhe begegnet. Chapeau." [www.cineman.ch]

*)Ganz geschickt suggeriert der Film vorerst: Die Ältere zerbricht am älter werden
. Doch zum Schluss ist Maria die Hochprofessionelle, hat ihre Rolle geübt, sich gerieben an ihrer Figur, bis sie bereit ist für die Theateraufführung; Valentine ist unterdessen davongelaufen, sie hat alles persönlich genommen. Sie ist die Assistentin, keine Schauspielerin.... super!