Filme 2014
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04.01.14 Lunchkino |
Alexander Payne
Nebraska
"Der Weg ist hier definitiv nicht das Ziel, denn am Ende wartet ein
Lottogewinn in Millionenhöhe. Das denkt zumindest der grantige Woody
Grant, der sich getäuscht durch einen betrügerischen Werbeprospekt, das
vermeintlich grosse Geld persönlich in Lincoln, Nebraska, abholen
möchte…. Schliesslich erklärt sich sein gutmütiger Sohn David dazu
bereit, die Fahrt mit seinem Vater anzutreten - auch wenn die beiden
schon lange nicht mehr viel miteinander zu tun haben. Bei einem
ungeplanten Zwischenstopp in Woodys Geburtsstadt Hawthorne treffen sie
auf ihre Verwandtschaft, alte Freunde und auch viele Neider, die sich
vor allem für den neu gewonnenen Reichtum des seltenen Gastes
interessieren. Der Vater-Sohn-Trip wird so nicht nur zu einer Reise in
Woodys Vergangenheit, sondern vielmehr zur Suche nach Respekt und
Anerkennung und vor allem nach etwas, wofür es sich lohnt
weiterzuleben." [cinema.ch]
Ein wunderschön erzählte schwarz-weiss-Geschichte aus dem amerikanischen
Hinterland. |
 
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11.01.14
Kino Orient |
Hirokazu
Kore-eda
Like father, like
son
"Eine junge Familie lebt mit ihrem sechsjährigen Sohn und bekommt aus
heiterem Himmel mitgeteilt, dass das Kind, das sie da aufgezogen haben
und über alles lieben, nicht ihr eigenes ist, weil es nach der Geburt zu
einer Vertauschung von zwei Bébés gekommen war. Ihr und der zweiten
betroffenen Familie wird geraten, das vermeintlich «eigene» Kind mit dem
«leiblichen» zu tauschen. Werden sie das tun? Können sie das tun? Was
verbindet Kinder und Eltern, wenn die Frage der Blutsverwandtschaft mal
weggelassen wird? Es gibt wenige Regisseure, die im Kino so einfühlsam
und authentisch mit Kindern arbeiten können und uns immer wieder mit
Filmen überraschen, die das Kindsein heute aus verschiedenen
Blickwinkeln betrachten. In LIKE FATHER, LIKE SON tut Hirokazu Kore-eda
dies aus der Perspektive des Vaters, der sich aufgrund der Fakten auch
damit zu befassen beginnt, was es denn überhaupt heisst, Vater zu sein
oder ein Elternpaar." [kinoorient.ch] |
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08.02.14
Kino Odeon |
Stephen Frears
Philomena
"Judi
Dench (James Bond…) spielt die fast 70-jährige Philomena Lee, die
sich zusammen mit dem Journalisten Martin Sixsmith auf die Suche nach
ihrem lang verlorenen Sohn begibt. Der Film erzählt eine wahre
Geschichte basierend auf dem Buch The Lost Child of Philomena Lee
von Martin Sixsmith. Er wurde von BBC Films in Zusammenarbeit mit
Pathé
produziert und hat seit seiner Weltpremiere im August 2013 elf
Auszeichnungen und sieben Nominierungen erhalten." [wikipedia]
Hervorragend inszenierter Film, der unter die Haut geht. Die Figur
Philomena besticht durch den fehlenden Groll und durch Gabe, verzeihen
zu können. Auch wenn die Ordensschwester absolut kein Einsehen zeigt.
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20.02.14
Kino Sterk |
Sabine Boss
Der Goalie bin ig
"Regiefrau Sabine Boss und
Ko-Autorin Jasmine Hoch haben
eine intelligente, dramaturgische Film-Architektur entworfen, die dem
Esprit der Romanvorlage erstaunlich gerecht wird. Vorwiegend in
Langenthal gedreht (wo Lenz biographische Wurzeln hat), wird mit
zünftigem Lokalkolorit garniert berichtet, wie Goalie auf Bekannte und
Freunde trifft und dabei feststellen muss, dass ihn seit Jahre exakt die
wenigen übers Ohr hauen, denen er vertraut hat. Das tut verdammt weh.
Dass sich Goalie zudem in die Kellnerin Regula (Sonja
Riesen, feinsinnig) verknallt, entspannt die Lage nicht
wirklich; die herbe Schönheit wirkt in Liebesdingen eher unentschlossen
- vorsichtig gesagt. Doch Goalie hat Nehmerqualitäten, kassiert einen
Tiefschlag nach dem andern, geht aber nicht auf die Bretter. Er reisst
sich am Riemen und findet, eine wunderbare Idee, ausgerechnet im
misstrauischen Ortspolizisten Gross (Andreas
Matti, toll) einen Seelenverwandten."
[Michael Lang]
Was für ein Schweizer Film, Super! |

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21.03.14
Kino Movie 1 |
Erwin Wagenhofer
alphabet - Angst oder Liebe
"...Denn neuerdings weht an den Schulen ein rauer Wind.
„Leistung“ als Fetisch der Wettbewerbsgesellschaft ist
weltweit zum unerbittlichen Mass aller Dinge geworden.
Doch die einseitige Ausrichtung auf technokratische
Lernziele und auf die fehlerfreie Wiedergabe isolierter
Wissensinhalte lässt genau jene spielerische Kreativität
verkümmern, die uns helfen könnte, ohne Angst vor dem
Scheitern nach neuen Lösungen zu suchen.
Erwin Wagenhofer begreift das Thema „Bildung“ sehr viel
umfassender und radikaler, als dies üblicherweise
geschieht. Fast alle Bildungsdiskussionen sind darauf
verkürzt, in einem von Konkurrenzdenken geprägten Umfeld
jene Schulform zu propagieren, in der die Schüler die
beste Performance erbringen. Wagenhofer hingegen begibt
sich auf die Suche nach den Denkstrukturen, die dahinter
stecken. Was wir lernen, prägt
unseren Wissensvorrat, aber wie
wir lernen, prägt unser Denken."
[www.alphabet-film.com]
Das Zeigen von extremen Lernsituationen (von China bis
gar keine Schule), Kaderschulen vis à vis eines von
Existenzängsten geplagten Ex-Boxers ermöglicht eine
eigene Positionierung. Gut so!
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27.03.14
Kino Odeon |
Anna Thommen
NEULAND
"Sie sind weit gereist – per Flugzeug, Zug, Bus oder Boot. Jetzt finden
sie sich in der Integrationsklasse von Lehrer Christian Zingg in Basel
wieder, wo Jugendliche aus aller Welt innerhalb von zwei Jahren Sprache
und Kultur unseres Landes kennenlernen. Unter ihnen der 19-jährige
Ehsanullah aus Afghanistan, der das Meer in einem Schlauchboot und die
Berge zu Fuss überquert hat. Oder die albanischen Geschwister Nazlije
und Ismail, die ihre Heimat aus familiären Gründen verlassen haben und
nun bei Verwandten wohnen. Wie die drei hoffen alle in Christian Zinggs
Klasse, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und in der Schweiz ihre
Träume leben zu können. Der Lehrer macht sich und ihnen keine Illusionen
darüber, dass es schwierig ist, in einem fremden Land einen beruflichen
Einstieg zu finden. Gleichwohl wird Herr Zingg nicht müde, den Glauben
seiner Schülerinnen und Schüler an sich selbst und an eine bessere
Zukunft zu stärken…
Anna Thommens an zahlreichen Festivals ausgezeichneter Dokumentarfilm
öffnet den Blick in eine Welt, die man so kaum kennt. Gekonnt verwebt
die Regisseurin verschiedene, einfühlsam beobachtete Geschichten.
«Neuland» ist engagiert, bringt einem die porträtierten Menschen näher
und entkräftet Vorurteile – ein fesselnder, sensibler und eindringlicher
Film" [www.movies.ch]
... und das ist kein bisschen übertrieben. Hervorragend! |

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29.03.14
Kino Orient |
Carlos Lechuga
Melaza
"Aldo und Monica sind ein Liebespaar, das auf der Karibikinsel Kuba lebt
und mit dem, was es an spärlichem Einkommen erhält, durchkommen muss. In
Kuba gab es vor mehr als 50 Jahren eine Revolution, die vieles bewegt
hat, auch viele Gemüter. Irgendwann hat sich die Revolution, die
definitionsgemäss eine Bewegung ist, verlangsamt, und heute bewegt sich
an vielen Orten auf der wunderbaren Insel nichts mehr. Alles wirkt wie
eine eingefrorene Bewegung. Von diesem Stillstand erzählt uns Carlos
Lechuga in seinem ersten Spielfilm mit ausgeprägtem Sinn für die
Fotografie und Gespür für die Rhythmen. Auffallend ist schon die
Tatsache, dass er seine Geschichte fernab von Havanna ansiedelt, der
Hauptstadt mit ihrem noch immer unübertroffenen Charme des Zerfalls, den
wir auch aus unzähligen Filmen kennen."[www.trigon-film.org]
Trotz allgegenwärtigem Zerfall,
engen Wohnverhältnissen, fehlendem Geld und Waren strahlt der Film
Wärme, Liebe und Zuversicht aus. Sehr gut!
Vor dem Schwimmunterricht: (Erstes Bild) Schwimmübungen auf Stühlen im
leeren Schwimmbecken |

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25.04.14 Lunchkino |
Christophe Gans
La belle et la bête
Man kann sich nicht beschweren über diesen Film. Er ist romantisch,
unglaublich kitschig, kurzum einfach wunderbar. Gleichwohl reisst er
nicht hinein in seine Märchenwelt. Mal romantisches Spektakel, oft
fantastischer Film, gelegentlich Videospiel setzt Gans mit seiner
prächtig ausgestatteten Interpretation zu sehr aufs Optische und
vergisst das Wunder eines Märchens zu erzählen."
[www.cinema.ch]
Impostant sind zuweilen die Animationen, oft aber auch gar durchsichtig
computerlig. Unterhaltung, mehr nicht. |
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1.5.14 Lunchkino |
Rebecca
Zlotowski
Grand Central
Gary findet nach einer Reihe Gelegenheitsjobs im unteren Rhonetal
eine Anstellung in einem Kernkraftwerk. Trotz der Risiken findet er
Gefallen an seiner Arbeit. Endlich hat er ein Einkommen, eine Heimat und
mit dem Team eine Art Familienersatz. Und er lernt die schöne Karole
kennen, die Frau seines Kumpels Toni. Wie eine gefährliche Strahlendosis
macht sich die verbotene Liebe in Gary breit. Im Schatten der
Reaktortürme entsteht ein knisterndes Liebesdreieck."
[www.lunchkino.ch]
Leider ist das knisternde Liebesdreieck nur (schlecht) gespielt und Léa
Seydoux lässt einen seltsam kalt, ähnlich wie schon in "la belle bête".
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23.05.14
Kino Orient |
Licino Acevedo, Mosambik
Virgem Margarida
".....Die Revolution hat das Land befreit, ein neuer politischer Wind
weht, neue Ideale werden verkündet. Licínio Azevedos Geschichte ist
eine satirische Betrachtung des Wandels. In den Strassen von Maputo
werden Prostituierte eingesammelt und in ein Erziehungslager draussen
aufs Land gebracht. Die Revolution will aus ihnen die neuen Frauen
schaffen. Betroffen ist auch Margarida, ein 16-jähriges Mädchen vom
Dorf, das versehentlich mitgenommen wurde und unter den Prostituierten
landete. Es ist seine Geschichte, die wir erfahren und die Geschichte
einer Gruppe von Frauen, die allmählich begreifen, dass die Revolution
tatsächlich ihre Freiheit bedeutet, aber eine andere, als sie sich
vorgestellt hatten. Sie müssen sie sich erst noch erkämpfen, und das
gegen jene, die neue Ideen umsetzen wollen, aber irgendwie noch nicht
begriffen haben, dass sie diese auch auf sich selber anwenden könnten."
[orientkino.ch]
Satirisch? Na, ich weiss nicht so recht. |

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14.06.14
Arte TV |
Mike Leigh
Secrets & Lies
Lügen und Geheimnisse ist ein
Spielfilm
des britischen Regisseurs
Mike Leigh
aus dem Jahr 1996. Leigh, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich
zeigte, erzählt in dem Drama die Geschichte einer jungen farbigen Frau
aus der Mittelschicht (gespielt von
Marianne Jean-Baptiste)
die ihre leibliche Mutter (Brenda
Blethyn) sucht. Diese ist eine Weisse
aus ärmlichen sozialen Verhältnissen, der die Existenz einer farbigen
Tochter gar nicht bekannt war. Ihr überraschendes Auftauchen führt dazu,
dass weitere Lügen und Geheimnissen in der Familie der Mutter zu Tage
gefördert werden. Leighs Film wurde mit einer Reihe von Filmpreisen
ausgezeichnet, unter anderem mit der
Goldenen Palme
der
Filmfestspiele von Cannes,
dem
Golden Globe Award
sowie dem britischen
BAFTA Award.
Hervorragend
Cynthia (Brenda Blethyn), ihr Bruder Maurice (Thimoty Spall) und
Hortense (Marianne Jean-Baptiste). Sehr gut erzählte Geschichte,
hervorragende Regie. Ganz grosses Kino!
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8.07.14
Kino Sterk |
Richard
Linklater
Boyhood
"Mason (Ellar
Coltrane) ist ein ganz normaler amerikanischer Junge
und lebt mit seiner Mutter (Patricia
Arquette) und seiner größeren Schwester(Lorelei
Linklater)
in Austin, Texas. Seine Mutter tut zwar alles, damit es der Familie gut
geht, doch gerät sie immer an die falschen Männer. Sein Vater (Ethan
Hawke) hingegen lebt einfach in den Tag hinein und
träumt von einer Karriere als Musiker. Über die Jahre kommt es zu großen
und kleinen Dramen und Mason wächst mit diesen vom kleinen Jungen zum
Mann heran....
....Und es ist wirklich faszinierend, wie man den Hauptdarstellern beim
Älterwerden zusieht. Die Dreharbeiten fanden ungefähr einmal im Jahr
statt, dann wurde knapp eine Woche gedreht, geschnitten und so wuchs der
Film über die Jahre. Doch trotz der langen Zeitspanne wirkt
Boyhood nicht gestückelt, sondern kommt flüssig und
ohne irgendwelche Brüche daher. Auf Zwischentitel oder Jahreszahlen wird
dabei verzichtet, die Szenen gehen ganz selbstverständlich ineinander
über.[cinema.ch]
Hervorragend, super! |

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21.07.14
Kino Sterk |
Valeria Golino
Miele
"Unter dem Pseudonym «Miele» begleitet Irene (Jasmine Trinca) unheilbar
kranke Menschen und ihre Angehörigen bei der Sterbehilfe. Sterbehilfe
ist in Italien verboten. Irene führt daher ein Doppelleben. Ihre Familie
und Freunde glauben, sie studiere, nicht mal ihr Freund weiss, wie Irene
ihr Geld verdient. Als Monsieur Grimaldi (Carlo
Cecchi) ein zwar gesunder, aber lebensmüder
älterer Herr ihre Dienste anfordert, gerät Irene ins Wanken. Verzweifelt
versucht Irene Grimaldi von seinem Vorhaben abzuhalten. Darin lernt sie
den geistreichen und charmanten älteren Herrn näher kennen und stösst
dabei an die Grenzen ihres sorgsam zusammengestellten und mit guten
Absichten untermauerten Rechtfertigungs-Gerüsts.
Valeria Golino,
die
in den 90er Jahren vor allem als eine der erfolgreichsten europäischen
Frauen im amerikanischen Kino bekannt war, ist mit
Miele ihr ein eindrückliches Regiedebut
gelungen, das 2013 in Cannes hoch gelobt wurde."[www.cinema.ch]
Beeindruckend auch die Kameraführung, Sound
und das Erzählen zwischen den Zeilen. Vieles wird im Kopf ergänzt.
Hervorragender Film! Absolut empfehlenswert. |

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20.08.14
Kino Sterk |
John
Turturro
Fading Gigolo
"Der in Brooklyn lebende Fioravante (John
Turturro) führt ein unauffälliges Leben, zu dessen
Highlights die Treffen mit seinem alten Freund Murray (Woody
Allen) gehören. Aber der ist in Geldnöten und hat
keine Wahl mehr, als seinen Buchladen zu schließen. Doch bevor es dazu
kommt, ergibt sich eine Möglichkeit, doch noch Geld aufzutreiben, denn
seine Ärztin sucht nach einem Partner für einen flotten Dreier. Murray
denkt an Fioravante, der schließlich einwilligt – und zu Virgil wird,
einem Gigolo. Gerade in dem Moment lernt er aber eine Frau kennen, an
der ihm wirklich etwas liegt …
Wirklich überzeugen kann
Fading Gigolo
nur, wenn
Woody Allen
in den Mittelpunkt rückt. Seine Figur ist so fahrig, so nervös, so
geschwätzig, wie man das von ihm erwartet. Da sie zugleich so viel
lebendiger als alle anderen in diesem Film ist, darf man wohl davon
ausgehen, dass Allen stark improvisiert hat. Und hier zeigt sich dann
eben auch der Unterschied zwischen einem Genie wie
Woody Allen
und einem guten Schauspieler wie
John Turturro."
[www.cineman.ch]
Sehr gut: Woody Allen! |

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29.08.14
Kino Orient |
Mathieu Amalric
La chambre bleue
"Mathieu
Amalric adaptiert einen Roman des Krimi-Klassikers
Georges Simenon, interessiert sich aber
vor allem für das nicht miteinander, sondern anderweitig verheiratete
Liebespaar, gespielt von ihm selbst und seiner Frau, das sich in der
titelgebenden Lokation dem nicht unfallfreien Liebesspiel widmet, ohne
viel von seinen Gefühlen zu offenbaren. Mit einem Mosaik aus Rückblenden
auf die Beziehungszeit und Verhörszenen der Gegenwart wird ein Netz aus
Doppeldeutigkeiten gewoben, dessen Spannung fast bis zum Schluss hält."
[www.cineman.ch]
Leider überzeugen die einzelnen Figuren
nicht: Zu vage, zu undurchsichtig, zu wenig gut gezeichnet. Auch der
Wechsel der Zeitebenen ist manchmal bemühend. Gut finde ich den Schluss:
Wer war jetzt wirklich am Morden? Für Gesprächsstoff war gesorgt! |

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13.09.14
Kino Sterk |
Ralph Huettner
Der Koch nach Martin Suter
"Der 24-jährige, tamilische Asylbewerber Maravan arbeitet weit unter
seinem tatsächlichen Niveau als Abwascher in einem Zürcher Sternelokal.
Er ist ein leidenschaftlich begnadeter Koch, den seine Grossmutter in
Sri Lanka in die Geheimnisse der ajurvedischen Küche eingeweiht
hatte."...
"Trotz teilweise abenteuerlicher Konstellation der Handlung, wirken
Machart und Inhalt des Films niemals konstruiert, sondern sympathisch!
Auch spricht das mit tamilischen Protagonisten aus dem familiären und
freundschaftlichen Umfeld der Hauptfigur angereicherte Spannungsfeld den
Migrationshintergrund und die kulturelle Schnittstelle, insbesondere zur
schweizerischen Lebens-, Koch- und Liebesweise an. Zudem wirken die von
Maravan zubereiteten Genusshäppchen zwar verspielt wie sogenannte
"Barbie"-Küche, aber trotzdem rundum die Sinne anregend."
[www.cinema.ch]
Gute Verfilmung - sehr guter Koch
(Hamza Jeetooa) |

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22.10.14
Piccadilly, Zürich |
Stefan Haupt
Der Kreis
"Zürich, Mitte der 50er-Jahre: Der junge, schüchterne Lehrer Ernst Ostertag wird
Mitglied der Schweizer Schwulenorganisation DER KREIS. Er lernt dort den
Travestie-Star Röbi Rapp kennen – und verliebt sich unsterblich in ihn.
Röbi und Ernst erleben die Blütezeit und Zerschlagung der Organisation, die
europaweit als Wegbereiter der schwulen Emanzipation gilt. Ernst muss sich dabei
zwischen seiner bürgerlichen Existenz und dem Bekenntnis zur Homosexualität
entscheiden, für Röbi geht es um die erste seriöse Liebesbeziehung. Jene
Liebesbeziehung, die ein ganzes Leben lang halten wird.
Der Film blickt von der Gegenwart zurück in jene Vergangenheit, in der die
„Mutter“ der europäischen Homosexuellenorganisationen ihre Blütezeit erlebt und
dann langsam niedergeht. Während die Repressionen gegenüber Schwulen in Zürich
immer massiver werden, kämpfen zwei junge, sehr unterschiedliche Männer um ihre
Liebe und – zusammen mit ihren Freunden – um die Rechte der Schwulen."
[http://www.derkreis-film.ch/]

Berührender, sehr autentischer Film. Repressionen in Zürich Ende der 60er-Jahre;
68er Unruhen standen vor der Tür.... |

 
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15.11.14
Kino Sterk |
Fredi M. Murer
Liebe und Zufall
Mit 76 Jahren ist Elise (Sibylle Brunner) in
einem Alter, in dem sie eigentlich niemandem
mehr etwas beweisen muss. Dennoch frönt die
rüstige Seniorin, die mit ihrem 79-jährigen Mann
Paul (Werner Rehm) in einer Villa am Zürichberg
lebt, fleissig ihrem Hobby: dem Schreiben.
Gelegentlich zeigt sie Paul ein neues
Manuskript, doch dieser interessiert sich mehr
für seinen alten Maserati als für die
literarischen Werke seiner Gattin. Und er lässt
sich auch nicht von seinem Hobby abbringen, als
ihm der Arzt wegen der zunehmenden Sehschwäche
das Fahren verbietet.
Umsorgt von
der langjährigen Haushälterin Angela
(Silvana Gargiulo), lebt das betagte Paar
friedlich aneinander vorbei. Doch eines
Tages wird Angela vom Regisseur Enrique
(Ueli Bichsel) angesprochen, der sie für ein
Theaterprojekt engagieren will. Die
temperamentvolle Italienerin sieht darin
ihre Chance, endlich ihren Traum zu
verwirklichen. Was sie zu diesem Zeitpunkt
noch nicht ahnt: Mit diesem Engagement setzt
sie eine Reihe von schicksalhaften
Begegnungen in Gang, die dazu führen, dass
sich Elise und Paul mit ihrer eigenen
Vergangenheit auseinandersetzen müssen.[outnow.ch]
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Im Gegensatz zu gelesenen Kritiken finde ich den Film weder bieder noch
schlecht gespielt/inszeniert: Ein wohlfühl-Film mit einigen schrägen
Einfällen! |
18.11.14
Lunchkino |
Lone Scherfig
The Riot Club
Als Oxford-Neuzugang Miles
sich in die charmante Kommilitonin Lauren verliebt und sogar in den "Riot
Club", eine exklusive zehnköpfige Geheimverbindung, aufgenommen wird,
scheint sein Glück vollkommen. Doch beim rituellen Clubdinner, das
dieses Jahr in einem kleinen Landgasthof abgehalten wird, zeigen die
Studenten, die dank Reichtum oder aristokratischem Status zur Elite des
Landes zählen, ihr menschenverachtendes Gesicht. Bei steigendem
Alkoholpegel fallen alle Barrieren, eskaliert der Abend in Zerstörung
und Gewalt.
Emotional intensives, bissiges Drama nach einem Bühnenstück über eine
elitäre Studentenverbindung in Oxford, die ihre vermeintliche
Überlegenheit in einem Dinner ohne Grenzen zelebriert.
[www.kino.de]Schwere Kost
mit (zu) brutalem Realismus; teilweise kaum zu ertragen. Zwiespältig
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02.12.14
Arte-TV |
Alain Gsponer
Akte Grüninger
August 1938: Die Schweiz schliesst ihre Grenzen für jüdische
Flüchtlinge. Doch weiterhin gelangen Hunderte von Menschen
ohne gültiges Visum über die Grenze. Zur Überprüfung der
illegalen Grenzübertritte wird vom Chef der eidgenössischen
Fremdenpolizei, Heinrich Rothmund (Robert Hunger-Bühler),
eine Untersuchung eingeleitet. Polizeiinspektor Robert Frei
(Max Simonischek), ein junger, ehrgeiziger und
obrigkeitsgläubiger Beamter, wird in den Kanton St. Gallen
beordert. Dort kommt er einem Hilfssystem auf die Schliche,
das von breiten Teilen der Bevölkerung getragen und vom St.
Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger (Stefan Kurt)
ermöglicht wird.
Im Laufe der Ermittlungen erhärtet sich der Verdacht, dass
Grüninger Flüchtlinge ohne gültige Visa hereinlässt, auch
Dokumente fälscht und Flüchtlinge illegal über die Grenze
bringt. Grüninger gesteht Frei zwar seine Taten, doch dass
er damit gegen das Gesetz und somit gegen die
Staatssicherheit handle, will er partout nicht einsehen. Er
tue dies aus reiner Menschlichkeit und könne nicht anders.
Frei ist irritiert. Grüningers Uneinsichtigkeit und der
Anblick der hilfesuchenden Flüchtlinge lassen bei ihm
Zweifel an der Richtigkeit seines Auftrags aufkommen.
Versuchte Aufarbeitung des
Schicksals von Paul Grüninger resp. der Schweizerischen
Flüchtlingspolitik während des 2. Weltkrieges. Etwas schafft
der Film: Er macht es uns nicht zu einfach, sich auf die
Seite der Guten zu schlagen. Handeln und Perspektiven von
damals lassen sich nicht mit dem Wissen von heute
beurteilen. Gut!
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03.12.14
Lunchkino |
Woody Allen
Magic in the moonlight
"Da ist zwar Witzpotential vorhanden, werden ein paar kluge Pointen
serviert, und
Colin Firth
ist ein ganz famoser Hauptakteur: Mal mimt er den arroganten
Zauberkönig, dann wieder den älteren Galan, dem eine forsche Maid den
Kopf verdreht.
Im Ganzen jedoch mangelt es dem Werk an dramaturgischem Esprit und den
Charakteren an Tiefe. Also genau an dem, was Allens Qualitäten ausmacht.
Und weil die Handlung flach und absehbar ist, bleibt nur Mittelmass.
Immerhin, liebe Allen-Aficionados: Mit
Blue Jasmine
hat Woody unlängst bewiesen, dass er immer noch könnte.
Schade, die Handlung ist eigentlich gut, leider ist der Film nicht
ausgereift. Der Schluss sogar bemühend: Alternder Macho erobert mit
seiner leicht angestaubten Männlichkeit junges Mädchen."
[cinema.ch]
Kostüme, Schauspielende, Bilder, 20er-Jahre, Autos, Musik super! |
 
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06.12.14
Kino Orient |
Nuri Bilge
Ceylan
Winter sleep
"In den Bergen Kappadokiens betreibt der ehemalige Schauspieler Aydin
ein romantisches Höhlen-Hotel. Er lebt hier mit seiner jungen Frau Nihal
und der frisch geschiedenen Schwester Necla, verwaltet die geerbten
Güter der Familie und will ein Buch schreiben. Vor den Fenstern bedeckt
allmählich der Schnee die irre Landschaft, und drinnen brechen die
beiden Frauen ihr Schweigen. Nuri Bilge Ceylan seziert die
Selbstgefälligkeit eines Mannes vor unseren Augen so bravourös, dass die
196 Filmminuten zu einem packenden Schaustück geraten, dessen Sog man
sich kaum entziehen kann. Der mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Film
ist schauspielerisch und visuell ein Kinoerlebnis von grosser
Intensität." [Walter
Ruggle]
Ganz
grosses Kino!
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26.12.14
Kino Sterk |
Olivier Assayas
Sils Maria
"...Auf Melchiors Anwesen bereitet sich
Maria mit der Hilfe ihrer Assistentin Valentine (Kristen
Stewart) auf das Projekt vor. Die beiden unterhalten
über das berufliche hinaus ein überaus freundschaftliches Verhältnis.
Das Skript, in dem die junge, betörende Sigrid auf die reife,
verletzliche Helena trifft, bildet jedoch irritierend getreu ihre beiden
Charaktere*)
ab, die letztendlich voller Unterschiede sind.
Sils Maria
könnte selbst ein Theaterstück sein: Äusserst dialoglastig, entwickelt
es sich nach einer etwas lang-gezogenen Einleitung zu einem Kammerspiel
zwischen Juliette
Binoche und
Kristen Stewart.
Olivier Assayas
darf man für die Wahl der beiden nur schon deshalb gratulieren, weil die
nun 50-jährige europäische Aktrice und die junge
Blockbuster-Schauspielerin tatsächlich auch in der Realität
offensichtlich Gegensätze darstellen. Bemerkenswert sind die Leistungen
beider: Binoche und Stewart schaukeln sich hier gegenseitig hoch, wobei
Stewart der Französin stets auf Augenhöhe begegnet. Chapeau." [www.cineman.ch]
*)Ganz
geschickt suggeriert der Film vorerst: Die Ältere zerbricht am älter
werden. Doch zum
Schluss ist Maria die Hochprofessionelle, hat ihre Rolle geübt, sich
gerieben an ihrer Figur, bis sie bereit ist für die Theateraufführung;
Valentine ist unterdessen davongelaufen, sie hat alles persönlich
genommen. Sie ist die Assistentin, keine Schauspielerin.... super! |

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